Chronik 1950-1959

Im Jahre 1950 ...

Am 19. März 1950 kam es zur Gründungsversammlung in der Gaststätte Bienefeld. In seinem Referat umriss der Pastor Müller Wesen und Ziel der Bruderschaft. Die alten Schützenbrüder Frommen und Schmitz gaben Auskunft über die früheren örtlichen Verhältnisse und Lehrer Kegler sprach begeisternde Worte für die Jugend.

 

Auf dieser Versammlung wurden als 1. Brudermeister der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Holzbüttgen Karl Dammer und als 2. Brudermeister der frühere Vorsitzende des Deutschen Schützenvereines, Karl Frommen, gewählt.

 

Auszug aus dem Zeitungsartikel der NGZ vom 26.07.1950 mit der Überschrift:

„Das ist wahre Bruderschaft“

 

In interessanten Ausführungen umriss der Präses der St. Sebastianus Bruderschaft, Pastor Müller, auf einer Versammlung des Vorstandes und aller Chargierten das große Aufgabengebiet dieser jahrhundertealten Organisation. Wohl liege der äußere Höhepunkt im alljährlichen Schützenfest.

Ein Bild vom späteren Oberst Matthias Maaßen, der in diesem Jahr Jägermajor war, mit seinem Adjutanten Heinz Maaßen
Ein Bild vom späteren Oberst Matthias Maaßen, der in diesem Jahr Jägermajor war, mit seinem Adjutanten Heinz Maaßen

Ebenso wichtig sei die innere Gestaltung, das Werden einer wahren menschlichen Kameradschaft zwischen den einzelnen Mitgliedern. Wenn zudem eine Bruderschaft Trägerin der Dorfgemeinschaft sei, so treten sie damit nicht nur als geschlossene Einheit an die Öffentlichkeit, sondern jeder einzelne selbst verkörpere in sich, im täglichen Leben, die hohen Ideale dieser Vereinigung:

 

Einen großen Anteil des Regiments machten auch schon damals die Jägerzüge aus, und auch damals schon ritt ein Jägermajor seinem Corps voran. Allerdings war das Jägercorps nicht selbständig organisiert.

 

Viele Schützenfeste waren es nicht, die die Holzbüttger Schützen gemeinsam feiern konnten, der Krieg machte dem Frohsinn ein Ende.

 

Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde aus dem Rektorat Holzbüttgen eine eigene Pfarre. Der damalige Pastor Müller drängte darauf, in Holzbüttgen eine Bruderschaft zu gründen.

 

Er berief eine Versammlung der Dorfgemeinschaft ein mit der Tagesordnung: Gründung der St. Sebastianus Schützenbruderschaft. Die Gründung kam zustande, allerdings mit der Auflage, dass der “Deutsche Schützenverein” sich auflöste und die Mitglieder in die neu gegründete Schützenbruderschaft eintraten. Der damalige erste Vorsitzende des Deutschen Schützenvereins Karl Frommen erklärte, nach Absprache mit den Schützen, den weltlichen Verein für aufgelöst.

 

In den Anfängen der Nachkriegszeit fanden sich wieder Schützen, die ihre alten Züge wieder ins Leben riefen und neue Schützenzüge bildeten.

 

Auszug aus dem Zeitungsartikel der NGZ vom 26.07.1950 mit der Überschrift: Das ist wahre Bruderschaft.

“Das erste selbstständige Heimatfest der Schützen war eine Bewährungsprobe, die Holzbüttgen glänzend bestanden hat. Im feierlichen Hochamt am Schützenfest-Sonntag wurde König Hubert I. gekrönt und die neue Bruderschaftsfahne geweiht.”

Das Jahr 1951

Heinrich Wimmer mit Königin Gertrud
Heinrich Wimmer mit Königin Gertrud

Im Jahre 1951 gehörte das Schützenfest wieder zum festen Bestandteil des örtlichen Lebens. In diesem Jahr, nach nur einem Jahr Amtszeit als Jägermajor, wechselte Matthias Maaßen zu den Grenadieren. Neuer Jägermajor wurde Hans Kaiser mit Adjutant Alfons Bagenda.

 

Das Königsvogelschießen wurde am Fronleichnamstag an der Gaststätte Windberg (Holzbüttger Krug) durchgeführt. Das Regiment trat an der Gaststätte Bienefeld (Kreuzstraße) zum Abholen S.M. Hubert I. an mit anschließendem Vorbeimarsch. Danach erfolgte ein Festzug durch den Ort zur Vogelstange. Schützenkönig wurde Heinrich Wimmer mit Königin Gertrud. Während des Festhochamtes nahm Pfarrer Müller die Kirchliche Krönung der Schützenmajestät vor. Bis in etwa Mitte der 60er Jahre erfolgte die Krönung der Majestät nicht nur, wie heute üblich, im Festzelt, sondern es gab damals auch eine kirchliche Krönung.

 

Für das Vogelschießen wurde ein Festzelt aufgebaut und während des Schießens konnte schon das Tanzbein geschwungen werden. Am Abend war dann der große Schützenball im Festzelt. Am Nachmittag kostete der Eintritt noch -,50 DM und am Abend dann 1,- DM.

 

Ein Corpsleben, wie wir es heute kennen, gab es früher lange Jahre nicht. In den Zügen traf man sich kurz vor Schützenfest, um den Ablauf durchzusprechen und den Uniformleih zu regeln.

 

Übers Jahr wurde auch damals schon in den Zügen gespart. Einer wurde auserkoren, um die Spargelder einzusammeln. Die Holzbüttger Bürger waren wieder mit Eifer dabei, um ihren Ort für die Festtage zu schmücken. Es sollte das Schützenfest vom Vorjahr noch übertreffen. Die Verkehrsbetriebe taten ihr Mögliches, um die Besucher nach Holzbüttgen zu befördern. Folgende Verkehrseinrichtungen standen zur Verfügung: Bundesbahn Neuss - Viersen (Station Kaarst), Omnibuslinie Düsseldorf - M. Gladbach - Viersen (Haltestelle Knuppertz, Nordkanal und Bahnhof Kaarst), verstärkter Omnibuseinsatz der Linie 5 ab Neuss Markt.

 

Einer alten Tradition zur Folge wurden die Holzbüttger durch ein Tambourcorps am Schützenfest Sonntag in der Frühe geweckt.

Das Jahr 1952 und 1953

Fahneneinmarsch 1953 im Festzelt
Fahneneinmarsch 1953 im Festzelt

Das Festzelt vom Schießen an den Fronleichnamstagen (Schützenkönig Hans Schmitz) blieb ab dem Jahre 1952 stehen, da der Reiterverein Holzbüttgen, der auch der Bruderschaft angehört, am Sonntag danach ein Reit-, Spring- und Fahrturnier veranstaltete.

 

Im Jahre 1953 wird Grenadiermajor Matthias Maaßen zum Oberst befördert. Neuer Grenadiermajor wird Jägermajor Adjutant Alfons Bagenda. Neuer Jägermajor-Adjutant wird Franz Bienefeld.

 

Brudermeister Karl Dammer teilte der Versammlung auf dem Sebastianustag mit, dass mit dem Bau eines Ehrenmales in diesem Jahr begonnen wird. Den Vogel holte Jakob Kauffmann von der Stange und wurde neuer Schützenkönig dieser Bruderschaft.

Das Jahr 1954 - Edelknaben und Gemeinnützigkeit

Marienkundgebung in Kevelaer
Marienkundgebung in Kevelaer

Am Fronleichnamstag 1954 wurde die neue Standarte der Bruderschaft geweiht. Schützenkönig wurde Ludwig Müller vom Vorstand der Bruderschaft. Neuer Jägermajor-Adjutant wurde Hans Robertz.

 

Erstmals werden Edelknaben an den Schützenfesttagen durch den Ort marschieren. Edelknabenführer war Lehrer Lang und die Uniformen wurden von der Bruderschaft Büttgen zur Verfügung gestellt.

 

Bei der Ehrung der Toten und Gefallenen beider Kriege hielt Hauptlehrer Kegler, in Abwesenheit des Präses Pfarrer Müller, die Gedenkrede. Sein Wunsch und der Wunsch aller Holzbüttger Bürger, endlich ein Ehrenmal zu bekommen, das die Gefallenen beider Kriege verdient haben, werde hoffentlich bald in Erfüllung gehen.

 

Am 10. Oktober fuhren 100 Schützen der Bruderschaft Holzbüttgen, teilweise in Uniform, zur großen Marienkundgebung der historischen deutschen Schützenbruderschaften nach Kevelaer.

1955 - Einsatzbereitschaft für das Vereinsleben

Jägermajor Hans Kaiser mit Adjutant Hans Robertz
Jägermajor Hans Kaiser mit Adjutant Hans Robertz

Auf dem Patronatstag 1955 teilte der Brudermeister Karl Dammer der Versammlung mit, dass in diesem Jahr kein Zelt für das Schießen auf dem Fronleichnamstag aufgestellt wird, weil das nach alter Tradition stattfindende Reitturnier wegen des Kreisturnieres in Büttgen ausfällt. Nach lebhafter Aussprache beschloss die Versammlung die Aufstellung eines Zeltes und die Veranstaltung eines allgemeinen Schützenballes am Samstag oder Sonntag, damit die Holzbüttgener sich einmal im großen Familienkreis zusammenfinden können.

 

Brudermeister Karl Dammer ist durch einen Arbeitsunfall schwer erkrankt. Seine Aufgaben übernahm der 2. Brudermeister Peter Weiler.

 

Auszug aus einem Zeitungsartikel vom 18. Februar 1955

„Das Vereinsleben in Holzbüttgen war bisher stark gehemmt, weil der einzige Saal als Flüchtlingslager und anschließend bis Anfang 1955 durch einen Konfektionsbetrieb belegt war. Nachdem dieser Saal im Januar freigeworden ist, ist es der Holzbüttger Schützenbruderschaft, insbesondere der Initiative des Vorstandes, gelungen, ihn wieder herzurichten, so dass schon an den kommenden “drei tollen Tagen” Veranstaltungen darin stattfinden können."

 

Dank der unermüdlichen Arbeit einiger Dorfbewohner ist der sehr in Mitleidenschaft gezogene Saal renoviert worden. Holzbüttgen, als stark heranwachsende Gemeinde, braucht für sein reges Vereins- und Kulturleben diesen Saal. Den Auftakt gibt am Samstag die Schützenbruderschaft mit einer großen karnevalistischen Sitzung. An allen anderen Tagen sind Kostüm- und Maskenbälle vorgesehen.“

 

Beim Vogelschießen um die Würde des Schützenkönigs holte Grenadiermajor Alfons Bagenda bei anhaltendem Regen den Vogel von der Stange. Erfreut war das Jägercorps über den Zuwachs des neugegründeten Jägerzuges “Mer dörve”.

1956 - Erneuerung Ehrenmal

Das Ehrenmal nach der Erneuerung
Das Ehrenmal nach der Erneuerung

Im Jahre 1956 bewilligt die Gemeinde Büttgen einen Zuschuß für die Anschaffung der Edelknabenbekleidung.

 

Für das Königsvogelschießen am Fronleichnamstag wurde kein Zelt mehr aufgestellt, da der Vorstand der Meinung ist, daß der Saal in der Gaststätte Oldenbostel für diese Veranstaltung ausreicht.

 

Auf dieser Versammlung wurde der Vorschlag gemacht, das Königsvogelschießen nicht mehr am Fronleichnamstag sondern am Kirmesmontag durchzuführen. Dieser Vorschlag fand aber nicht die Zustimmung der Versammlungsteilnehmer.

 

Durch die Erkrankung des Präses Pfarrer Müller fällt in diesem Jahr die Fronleichnamsprozession aus.

Schützenkönig wurde zum zweiten Male Jakob Kauffmann.

 

In diesem Jahr marschierten erstmals der Jägerzug “Mer dörve” und die Gesellschaft Schützenlust an den Schützenfesttagen durch die Straßen von Holzbüttgen.

 

Das Ehrenmal, welches durch ein Pferdefuhrwerk beschädigt worden ist, soll wieder instand gesetzt werden. Jedoch soll es architektonisch anders gestaltet werden.

1957 - Pflege des Ehrenmals durch Bruderschaft

Jägermajor Hans Robertz mit Willi Schoenen
Jägermajor Hans Robertz mit Willi Schoenen

Im Jahre 1957 wurde neuer Jägermajor Hans Robertz mit Adjutant Willi Schoenen.

 

Die Edelknaben bekamen ihre neuen Uniformen. Josef Wefers wurde neuer Schützenkönig mit Königin Maria.

 

Das neu gestaltete Ehrenmal wurde am Schützenfest-Sonntag durch Pastor Scheuer gesegnet. Die Bruderschaft übernahm die Pflege des Ehrenmals. Dieses Ehrenmal wurde errichtet zum Gedenken an die gefallenen Soldaten im 1. und 2. Weltkrieg.

 

Die Pflege des Ehrenmals findet bis heute noch immer statt. Damit wird ein wertvoller Beitrag zum Erhalt unserer Geschichte im Ort Holzbüttgen geleistet.

 

Ohne diese ehrenamtliche Bereitschaft könnte dieses Zeugnis eines dunklen Kapitels in Deutschland nicht ohne weiteres Aufrecht erhalten werden. Auch die alljährliche Ehrung unserer Verstorben am Ehrenmal während unserer Schützenfesttage bildet einen wesentlichen Grundstein um die Geschichte zu bewahren und uns die düstere Zeit vor Augen zu halten.

1958 - Jägercorpsfahne und neue Züge

Neuer Schützenkönig im Jahre 1958 wurde Grenadiermajor Matthias Schmitz und neuer Adjutant des Jägermajors wurde Berni Gockel.

 

In diesem Jahr vergrößerte sich das Jägercorps mit den Jägerzügen “Heimattreu” und “Jägerfahne”.

 

Es kann heute nicht mehr festgestellt werden, wann sich der Jägerzug “Neu-Holzbüttgen” gründete. Erstmals erwähnt wurde er 1958 in einem Zeitungsartikel mit den Schützen Hubert Ferfers und A. Mertz.

 

Über die Anschaffung einer Jägercorpsfahne steht erstmals am 16. März 1958 auf der Vorstandsversammlung der Bruderschaft etwas im Protokoll.

 

Auszug aus dem Protokollbericht vom 19. April 1958 der Bruderschaft

„Über einen Vorschlag des Geschäftsführers Esser zu einem Zuschuss zur anzuschaffenden Fahne für das Jägercorps einigte man sich dahingehend, dass 2 Vorstandsmitglieder sowie 2 Vorstandsmitglieder des Jägercorps zu einer Fahnenfabrik nach Honnef fahren sollten, um ein Angebot einzuholen. Nachdem man den Entwurf der Jägercorpsfahne eingehend geprüft hatte, einigte man sich auf einen Betrag von 200,- DM. Die anwesenden Mitglieder des Jägercorpsvorstandes waren hiermit einverstanden.“

 

Leider sind keine Aufzeichnungen vorhanden, woraus hervorgeht, wie sich die Gesamtsumme der neuen Fahne zusammensetzt.

 

Auszug aus einem Zeitungsartikel

„In der Pfarrkirche zelebrierte Pfarrer Pater Scheuer ein feierliches Festhochamt für die lebenden und verstorbenen Mitglieder der Schützenbruderschaft und weihte die neue, würdige Fahne des Jägercorps, die das schöne Bild des Regimentes noch unterstreicht und ein Symbol sein soll für das Leitwort “Glaube, Sitte, Heimat”.“

 

Bis zur Tür drängten sich die Schützen und Bürger dieses Ortes, die dem Festhochamt beiwohnten, das mit dem gemeinsamen Lied abschloss: “Großer Gott, wir loben Dich”.

1959 - Neuer Adjutant

Gerhard Leßmann löste Berni Gockel 1959 als Adjutant des Jägermajors ab.

 

Neuer Schützenkönig wurde Oberst Matthias Maaßen mit Königin Anni. Für dieses Schützenjahr übertrug er seine Amtsgeschäfte als Oberst an Heinrich Hausmann. Ihm zur Seite blieb Karl-Heinz Pannebecker.

 

Das Pioniercorps konnte in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiern.